In seiner Wasserstoffstrategie hat Kanada angekündigt, zu einem der drei führenden Exportländer weltweit für grünen Wasserstoff zu werden. Außerdem steht in Quebec der weltweit größte Elektrolyseur mit einer Leistung von 20 MW – betrieben von Air Liquide. Grund genug also, um nach Kanada zu reisen. Gerade Quebec ist mit einer fast 100% grünen Energieversorgung geradezu prädestiniert für die Erzeugung Grünen Wasserstoffs. Dort hatte ich nicht nur Gelegenheit, den gut arbeitenden Elektrolyseur in Bécancour zu sehen und Air Liquid Canada President Bertrand Masselot zu treffen, sondern auch die Wasserstoff-Labore von Hydro-Québec in Varennes und das Hydrogen Research Institute der Université du Québec à Trois-Rivières zu besuchen. Auch ein Besichtigung der Wasserstoffforschung des National Research Council Canada / Conseil national de recherches Canada in Ottawa und Gespräche mit den kanadischen Wasserstoffexperten (u.a. Mollie Johnson) im Ministry of National Resources (NRCan) standen auf dem Programm. Dabei ging es v.a. um den baldigen Start der AG Wasserstoff innerhalb der Deutsch-Kanadischen Energiepartnerschaft.
Weitere Treffen fanden mit Projektentwicklern für große grüne Wasserstoffprojekte wie Hy2gen AG und mit Investoren sowie mit der AHK und der GTAI in Toronto statt. Abschließend konnte ich noch Next Hydrogen in Mississauga besuchen – ein Startup, das Elektrolyseure auf Basis der alkalischen Wasserelektrolyse entwickelt.
Hervorzuheben ist, dass der Fokus in Kanada bei den Anwendungen stark auf Mobilität und Transport sowie Speicherung liegt. Im Bereich Transport verzeichnet Kanada auch die größten Steigerungen bei den CO2-Emissionen.
Mein Fazit: die auf die einzelnen Provinzen aufgeteilte Zuständigkeit für die Energiewirtschaft erschwert die Umsetzung einer nationalen Wasserstoffstrategie auch hinsichtlich des Exports deutlich. Zudem sind die westkanadischen Provinzen stark auf die Produktion blauen Wasserstoffs und immer noch auf fossile Energieträger fokussiert.
In Quebec hingegen werden die Chancen industrieseitig durchaus erkannt. Allerdings fehlt derzeit noch ein politischer Wille, Grünen Wasserstoff in großen Mengen zu produzieren und gegebenfalls nicht nur in die USA, sondern auch nach Europa und 🇩🇪 zu exportieren. Dabei spielt der Wasserkraft-Riese HydroQuebec eine zentrale Rolle. Es wurde zwar ein Ausbaupotential von 36 GW festgestellt, die Umsetzung in entlegenen Landesteilen sei jedoch teuer und unwirtschaftlich. Man setzt daher eher auf Windkraft und auch Biomasse aus Holzabfällen – allerdings mit deutlich geringerem Ausbaupotential. Es gibt also noch einiges zu tun, bis Kanada tatsächlich zu einem der drei großen weltweiten Lieferanten auch für Grünen Wasserstoff wird. Gespannt warten wir daher zunächst auf die Wasserstoffstrategie der Regierung Quebec’s, die noch in diesem Monat vorgestellt werden soll. Interessant ist Kanada für uns darüber hinaus jedenfalls als Forschungs- und Technologiepartner.